Sharenting: Warum wir bei den Bärnermamis keine erkennbaren Kinderfotos/Videos im Internet zeigen

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Kinderschutz Schweiz entstanden.

Der Sommer bringt unzählige schöne Familienmomente, und viele landen direkt online. Doch was viele Eltern vergessen: Kinderfotos im Internet bleiben selten privat. Wir bei den Bärnermamis zeigen unsere Kinder nur so, dass sie nicht erkennbar sind, und erklären hier, warum das für uns wichtig ist.

Kinderfotos im Netz: Ein Thema, das viele unterschätzen

Sommerferien, Glacé im Gesicht, kleine Füsse im Kinderpool, all diese Bilder füllen im Moment wieder unsere Feeds.
Viele Eltern teilen solche besonderen Momente ganz selbstverständlich. Das Phänomen hat sogar einen Namen: Sharenting: Das Teilen von Kinderfotos im Internet.

Aber eins vorweg: Wir sind selbst Mütter. Wir sind stolz.
Wir wissen, wie schön es ist, diese Augenblicke festzuhalten, der erste Sprung ins Wasser, ein Lachen beim Glacé, kleine Alltagsabenteuer. Es ist ganz natürlich, solche Momente auch mit anderen teilen zu wollen.

Dieser Beitrag soll keine Wertung sein. Es geht uns nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wir möchten einfach aufklären und ein Bewusstsein dafür schaffen, was mit Kinderbildern im Netz passieren kann. Denn viele wissen schlicht nicht, wo diese Bilder am Ende landen, ob mit privatem Account oder nicht.

Was ist Shareting?

Sharenting ist ein zusammengesetztes Wort aus den englischen Begriffen "sharing" (teilen) und "parenting" (Elternschaft). Es beschreibt das Verhalten von Eltern, Fotos, Videos oder persönliche Informationen über ihre Kinder im Internet zu veröffentlichen, meist auf Social Media, aber auch in Blogs usw.

Das kann harmlos wirken: ein süsses Foto am Strand, ein lustiger Moment am Familientisch oder ein Schnappschuss vom Spielplatz. Doch genau darin liegt die Problematik: Viele Kinder sind heute schon ab Geburt online präsent, oft ohne ihre Zustimmung und ohne jede Kontrolle darüber, was mit diesen Inhalten passiert.

Wir zeigen unsere Kinder – aber nicht erkennbar

Bei den Bärnermamis haben wir für uns entschieden: Unsere Kinder dürfen sichtbar sein, aber nicht erkennbar. Und das immer weniger, je älter sie werden. Denn ganz ehrlich: Viele von ihnen haben schlicht keine Lust mehr, fotografiert zu werden, was wir voll und ganz respektieren.

Wenn wir sie zeigen, dann nur von hinten, in Bewegung, im Spiel, aber nie mit Gesicht oder klar erkennbaren Merkmalen.

Das ist unser Weg, um Nähe zu zeigen, authentisch zu bleiben und euch trotzdem Einblicke in Ausflüge, Familienmomente & Co. zu geben, ohne ihre Privatsphäre preiszugeben.

Warum wir das so machen

Weil wir nicht wissen, wie unsere Kinder später zu diesen Bildern stehen werden. Was heute harmlos oder süss wirkt, kann in ein paar Jahren unangenehm oder sogar belastend sein. Weil wir keine Kontrolle darüber haben, wer hier tagtäglich zuschaut, unsere Reichweite ist mittlerweile gross. Aber vor allem: weil unsere Kinder ein Recht auf Privatsphäre haben.

Wir achten nicht nur darauf, dass sie nicht erkennbar sind, wir überlegen uns auch ganz bewusst, welche Ausschnitte wir überhaupt zeigen. Ob bei uns zu Hause oder unterwegs: Wir achten darauf, dass Privates privat bleibt. Denn hinter jedem Bild steckt ein echter Mensch: Unser Kind.

Einmal online = potenziell für immer online

Auch wenn es „nur“ ein privater Account ist – Screenshots, Weiterleitungen, Hacks: Was einmal gepostet ist, kann schnell die Runde machen. Wir können nicht kontrollieren, wo diese Bilder landen, wer sie abspeichert oder wofür sie weiterverwendet werden.

Kinderschutz Schweiz bringt es klar auf den Punkt:
„Auch scheinbar harmlose Bilder können in problematische Zusammenhänge geraten oder missbraucht werden.“

Gerade im Sommer, wenn viele leicht bekleidete oder sehr intime Szenen gepostet werden, ist Achtsamkeit besonders wichtig.

Was kann mit Kinderfotos im Netz passieren?

Es ist unangenehm, und für viele Eltern schwer vorstellbar. Aber genau deshalb ist es so wichtig, hinzuschauen:

📌 Die Fotos können für Mobbing missbraucht werden.
Ein Beispiel: Ein Kind wird mit Essensresten im Gesicht oder nackt im Pool gepostet, heute vielleicht witzig gemeint, aber Jahre später findet das Bild jemand aus der Klasse. Solche Fotos können als Vorlage für Spott, Hänseleien oder sogar Cybermobbing dienen, besonders in der sensiblen Schulzeit.

📌 Sie können von Fremden gespeichert oder unangemessen bearbeitet werden.
Es gibt leider Plattformen und Gruppen, die gezielt Kinderbilder sammeln, teils harmlos, teils mit verstörenden Absichten. Auch harmlose Bilder können herausgeschnitten, manipuliert oder in völlig falsche Kontexte gesetzt werden.

📌 Sie können Teil von Cyber-Grooming werden.
Cyber-Grooming bedeutet: Täter:innen knüpfen online gezielt Kontakt zu Kindern. Oft auf Grundlage öffentlich zugänglicher Informationen.
Wenn man z. B. postet:

  • wie das Kind heisst,

  • in welche Schule es geht,

  • wie sein Zimmer aussieht,

  • was es geschenkt bekommen hat oder

  • wer der Lieblingsplüschi ist

… dann liefert man unbewusst Bausteine, mit denen Fremde Vertrauen erschleichen oder Nähe vortäuschen können.

📌 Sie können psychischen Stress bei den Kindern auslösen. Später oder sogar sofort.
Was heute süss erscheint, kann später extrem unangenehm sein. Gerade in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter kann es belastend sein, wenn man merkt, wie viel von einem öffentlich einsehbar ist.

Denn: Einmal im Netz – immer im Netz.
Löschen ist kein Garantie. Screenshots, Weiterleitungen oder Backups machen Inhalte langlebiger, als uns lieb ist.

So kannst du dein Kind online schützen

Nicht jedes Kinderbild ist automatisch ein Problem, aber es kommt darauf an, was du zeigst und wie du’s teilst.
Mit ein paar einfachen Tipps kannst du dein Kind gut schützen, ohne komplett auf schöne Erinnerungen zu verzichten:

  • Zeig dein Kind nur unkenntlich: Von hinten, im Spiel, mit Schatten oder Emoji, Hauptsache, das Gesicht ist nicht klar zu erkennen.

  • Lass Nackt- oder Badeszenen komplett weg: Auch wenn sie süss oder lustig wirken, sie gehören nicht ins Netz.

  • Vermeide persönliche Infos: Name, Wohnort, Schule, Schulweg, Lieblingsort, all das sind Bausteine, die Fremde nutzen könnten.

  • Schau auf den Hintergrund: Türschilder, Autonummern, Familiennamen oder erkennbare Orte geben oft mehr preis, als man im ersten Moment denkt.

  • Frag dein Kind, wenn es alt genug ist, ob es das okay findet: So lernt es früh, dass es ein Mitspracherecht an seiner Sichtbarkeit hat.

  • Setz klare Regeln im Umfeld: Sprich mit Grosseltern, Freunden oder Gotti/Götti offen darüber, wie ihr mit Fotos eures Kindes umgeht, so vermeidest du Missverständnisse oder spätere Konflikte.

  • Bleib auf dem Laufenden: Die digitalen Plattformen ändern sich ständig, informiere dich regelmässig über neue Funktionen, Risiken oder Sicherheitseinstellungen.

Wir möchten an dieser Stelle nochmals einen Appell an andere Social-Media-Accounts richten:

Bitte zeigt bei Ausflugs-, Spielplatz- oder Badi-Tipps keine fremden Kinder – auch nicht von hinten. Es sind nicht eure Kinder, und ihr Schutz muss unbedingt gewährleistet sein. Jedes Elternpaar soll selbst entscheiden dürfen, ob und wie ihr Kind online gezeigt wird.

Mittlerweile gibt es viele Accounts, die unserem ähnlich sind. Leider stellen wir bei den meisten fest, dass dennoch (auch wenn nur von Weitem) fremde Kinder gefilmt werden.

Deshalb hier nochmals ganz deutlich: Bitte filmt keine fremden Kinder.

Wir bei Bärnermamis haben von Anfang an klargestellt, dass wir penibel darauf achten, keine fremden Personen – auch keine Erwachsenen – in unseren Reels zu zeigen. Und ja, das bedeutet auch, dass wir manchmal sehr früh aufstehen müssen, um unseren Content zu drehen – oder eben nicht alles vor Ort filmen können.

Zum Schluss

Sharenting ist keine Modeerscheinung, es ist Realität.
Viele machen es aus Liebe, ohne böse Absicht. Aber Liebe schliesst Schutz nicht aus, ganz im Gegenteil.

Wir wollen unsere Kinder nicht verstecken, sondern schützen. Und deshalb zeigen wir sie nur so, dass sie nicht erkennbar sind. Das ist unser Weg, vielleicht ist er auch ein Denkanstoss für dich.

Danke, dass du diesen Beitrag gelesen hast.
Wenn du mehr erfahren möchtest, findest du viele nützliche Infos bei Kinderschutz.ch.

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